\My Book – Love and Hate\ mit Christine Keller
Heute gibt es wieder einen Beitrag zu “My Book – Love and Hate” mit Christine Keller. Ihr neustes Buch ist Ende September erschienen und ich freue mich darauf es euch vorstellen zu dürfen. Auch über ihr neues Buch kann Christine einiges berichten. Ihre Loves and Hates könnt ihr nun nachlesen und somit das Buch noch besser kennen lernen.
Viel Spaß beim stöbern!
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Transparenz: Die Loves and Hates wurden von der Autorin selbst verfasst und mir zur Verfügung gestellt.
LOVE:
Ein Anfang hat immer seinen eigenen Zauber. Die Welt der Baummenschen von BLOWING ACROSS entstammt eigentlich einem ganz anderen satirisch- gesellschaftskritischen Romanprojekt von mir. Die bloggende Freundin der Hauptfigur schrieb darin an einer Story über Chlorophyllmenschen. Es handelte sich um eine Nebenfigur – doch die Vorstellung, wie sie Notizen zu ihrem geplanten Science Fiction in den PC tippte, kitzelte mich, es ihr gleich zu tun. Diese Chlorophyllmenschen und ihre spezielle Einstellung zu Natur und Leben zogen mich so unwiderstehlich an, dass ich den Part dieser Bloggerfreundin übernahm: Der Plot im Plot wurde zur Geburtsstunde von BLOWING ACROSS.
Solche Entwicklungen liebe ich. Es die Offenheit des kreativen Prozesses, wenn ein Teil des Ganzen plötzlich einen speziellen Wachstumsschub erhält und zur eigenständigen Story wird.
Das Samenkorn lag also in einer andern Geschichte, wobei die sozialkritische Grundstimmung jenes Projektes der Nährboden war für eine noch viiiiiel massivere Gesellschaftskritik in BLOWING ACROSS.
Aufrüttelnde Kritik ist für mich eindeutig ein positiver Vorgang. Wie kann unser Verhalten der Natur und damit uns selbst gegenüber verändert werden, wenn nicht durch einen heilsamen Schock?
Ein weiterer Love-Aspekt war für mich die Klarheit gleich zu Beginn, dass es zwei Welten sein mussten, die sich gegenüberstanden – so wie diese Bloggerin mit ihrem utopischen Roman gegen ihre gleichzeitig spießbürgerliche und manipulative Umgebung anschrieb.
In mir entstand an diesem Punkt ein anderer Gegenpol zu Avo und den grünen „Baummenschen“: Es war River, eine junge Frau in der Zukunft unseres Planeten, die einsam an der Kuppelwand stand mit Blick auf ein dunkles Eismeer.
Ein absoluter Loveaspekt beim Schreiben von BLOWING ACROSS waren die Personenarsenale. Es machte mir wirklich Spaß mit zu erleben, wie sich die Figuren beider Welten trafen und mit einer grossen Eigendynamik miteinander reagierten.
Besonders gefiel mir die Endzeit-Romeo- und Juliageschichte zwischen Avo und River, eine Entwicklung, die sich geradezu aufdrängte. Sie vereinte für mich perfekt Romantik mit einem grundsätzlichen Challenge.
Was mich ebenfalls beflügelte war das Entwerfen zweier ganz verschiedener Arten von Kommunikation. Für die „grünen“ Menschen ist die vernetzte intuitive Gedankenverbindung mit Menschen, Tieren und Pflanzen selbstverständlich. Als ich dieses Kommunikationsverhalten entwarf, dachte ich ehrlich gesagt an unsere Handysucht, die für mich eine Sehnsucht nach solch medialer Allverbundenheit spiegelt.
In Rivers Zukunftswelt ist das Kommunikationsverhalten ebenfalls, sagen wir speziell. Nix von Vertrauen und Offenheit, hier herrscht der Supergau der absoluten Kontrolle. Der Braininfocircle (ich bin stolz auf diese Wortkreation), ist eine grausame Weiterentwicklung bereits bestehender Überwachungs-systeme.
Viele Love- aber auch einige Hate-Aspekte erzeugte in mir die Recherchearbeit. Machte es mir noch Spaß prähistorische Romane und Fachbücher mit volkstümlich aufbereiteter theoretischer Physik zu verschlingen, so lag der Teufel bald im Detail. Hatten mir zwei junge Physikassistenten von der ETH Zürich noch geraten, einfach drauflos zu erfinden, so zeigten sich doch viele Stellen als Krux, wenn Situationen nur simuliert werden konnten. Lange und zum Teil ergebnislos diskutierte ich mit naturwissenschaftlich besser ausgebildeten Menschen über die Darstellung einer Zukunft ohne Atmosphäre mit extremen Temperaturschwankungen und einem Wasserzyklus im 24h-Rhythmus.
Überall lauerten Fragen: Verdunstete hier das Wasser oder sublimierte es vor allem? Konnte tief im Boden unter der Eisschicht noch ein Strom fliesen? Schluss fertig! sagte ich mir dann nach langem Werweißen, hier endet die reine Science und beginnt die Fiction. Beruhigt hat mich zudem das Buch „Die Physik von Star Trek“, in welchem der Autor Lawrence M. Krauß die sogenannte „Physik“ einer ganzen Science Fiction -Welt zerpflückt und zeigt: Man kann sowohl Naturwissenschaftler als auch Fan von unmöglichen Geschichten sein.
HATES:
Ich sage nur ein Wort: Formalitäten! Pingeliges Kontrollverhalten liegt mir nun einmal nicht. Hatte ich die Nummern der Kuppelbewohner verwechselt oder nicht? Wurden beim x-ten Durchlesen auch alle Repetitionen eliminiert? Wurden bestimmte Fachbegriffe, die ich neu eingeführt hatte, auch überall identisch verwendet? Während des Lektorats mussten unzählige ss in ß und die Satzzeichen der direkten Rede von der schweizerischen in die deutsche Version umgewandelt werden.
Schon beim Entwurf durchschaute mein Textverarbeitungssystem falsche Satzkonstruktionen nicht, übersah Fallfehler und war zum Beispiel nicht fähig, den Verlust von Artikeln zu bemerken. Die vielen grammatischen Korrekturdurchgänge ermüdeten, da ich mit einem Auge stets auch den Inhalt begutachtete. Das Ganze erinnerte mich an meine Lehrerkarriere, die ich aufgrund einer „Formalitäten-Erschöpfung“ aufgegeben hatte. Sie hatte mich damals nudelfertig gemacht, diese ewige Fehlersuche …. Umso dankbarer bin ich den frühen Probelesern sowie meinem Mann, meiner Lektorin, überhaupt dem ganzen Team des Franzius Verlags.
Gespalten in einen Love- und einen Hate-Teil liess mich die ganze Geschichte mit den Droiden zurück. Ich war schon früh von KI fasziniert gewesen, hatte als Kind bereits Asimov gelesen. Doch die Weiterentwicklung von KI beunruhigt mich zunehmend, weil wir Menschen uns nicht unserer Schöpfungskräfte bewusst sind. KI wird sich eines Tages verselbständigen, da bin ich sicher- in welche Richtung ist noch fraglich. Die Auseinandersetzung mit KI führt direkt zu psychologischen und philosophischen Grundfragen wie nach den Übergängen von Gedanken und Emotionen, von Seele und Bewusstsein.
Genauso zweigeteilt fühlte bzw. fühle ich mich bei der Frage nach Gewaltdarstellungen. Ich definiere Kunst zu einem grossen Teil mit Offenheit und Experiment. Also dürfen in einem Roman keinesfalls „negative“ Gefühle ausgeklammert werden. Dennoch stosse ich mich in vielen gegenwärtigen Fantasy- und Science Fiction –Produktionen an der Inszenierung einer Gewalt, die nur sich selbst zu dienen scheint. Ich frage mich dabei: Muss unsere Gesellschaft mangelnde Empathie mit Gewaltgier ausgleichen?
BLOWING ACROSS war in diesem Sinn ein Seiltanz. Ich war verpflichtet, Gewalt zu schildern, musste jedoch stoppen, wo sie reine Unterhaltung zu werden drohte. Eher wollte ich die Wurzeln der Gewalt blosslegen. Ich hoffe, dass mir das in der satirisch beschriebenen Gestalt des Kuppelchefs Peace noch recht gut gelungen ist. Denn BLOWING ACROSS hat eindeutig eine Message zu transportieren, was für mich den stärksten Love-Aspekt ausmacht.
Buchvorstellung:
Klappentext:
Zwei vollkommen verschiedene Welten suchen und verbinden sich. Der Baummensch Avo lebt in einem natürlich gewachsenen Paradies, in dem sich alle Lebewesen gegenseitig achten und auf einzigartige Weise kommunizieren. Rivers Welt hingegen wurde künstlich erschaffen. Die Umwelt ist durch Menschenverschulden mutwillig zerstört worden und die Bewohner leben nun in kontrollierten und mit künstlicher Intelligenz verbundenen kleinen Gesellschaften unter Kuppeln. Trotz der offensichtlichen Unterschiede fühlen sich Avo und River magisch angezogen. Und nicht nur zwischen ihnen entwickelt sich eine besondere Beziehung. Auch auf ihre vom Zerfall bedrohten Welten wirkt sich dieses Zusammentreffen aus. In einer Zeitschlaufe finden sich die beiden in der gemeinsamen Vergangenheit wieder, in der die Parallelwelten noch vereint waren. Werden sie es schaffen, alte Verletzungen zu heilen und so ihre Welten zu retten?
Daten zum Buch:
Titel: Blowing Across
Autor: Christine Keller
Verlag: Franzius Verlag GmbH
Genre: Sci-Fi
Seiten: ca. 280
Preise:
E-Book: 8,99 €
Print: 16,90 €
erschienen 30.09.2019
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Ein Kommentar
Christine Keller
Liebe Ramona, ganz herzlichen Dank für diesen wunderschön gestalteten Beitrag für mein Science Fiction – Debüt. Auch für deinen tollen Blog weiterhin alles Gute! Liebe Grüsse aus der Schweiz, Christine